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Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung

Unser Leserbrief zum Artikel „Angekommen“ von Nico Fried und dem Kommentar „Friedensnobelpreis. Europa auf der Couch.“ von Stefan Kornelius (beiden erschienen in der Süddeutschen Zeitung vom 11.12.2012

 

 

Leserbrief

 

In der norwegischen Hauptstadt Oslo wurde der Europäischen Union am 10.12.2012 der Friedensnobelpreis 2012 verliehen. Die Freiheit der europäischen Bürger und Nationen, die seit 1945 ohne Kriege auskommen, wurde dort gebührend gefeiert. Die Süddeutsche Zeitung reagiert in ihrer Ausgabe vom 11.12.12 auf die Preisverleihung mit dem Kommentar „Friedensnobelpreis. Europa auf der Couch“ von Stefan Kornelius und dem Artikel „Angekommen“ von Nico Fried (SZ, 11.12.2012, S.3 und 4). Beide Autoren sonnen sich im Glanz der Preisverleihung von Oslo. Sie fühlen sich offenbar mit den norwegischen Preisverleihern in einem Boot.

In der katalanischen Hauptstadt Barcelona fand am 11.9.2012 derselbe europäische Geist von Oslo seinen Ausdruck. Dort demonstrierten – organisiert von uns, der Assemblea Nacional Catalana – zwei Millionen Katalanen friedlich, demokratisch gesonnen und proeuropäisch für einen eigenen Staat, so wie ihn sich die Norweger im Jahre 1905 erstritten. Wie in Oslo ging es in Barcelona um den Respekt und die Gewaltfreiheit zwischen den Nationen Europas. Die Süddeutsche Zeitung aber will uns nicht im europäischen Boot.

Respekt zwischen den europäischen Nationen? Meint Herr Kornelius tatsächlich den guten Europäer zu geben, wenn er aus deutschen Höhen über unsere „nationale Kleingeistigkeit“ und unseren vermeintlichen „Egoismus“ urteilt? Wenn er uns Katalanen als „Eigenbrötler“ beschimpft, die „ihre Variante vom Schneckenhaus predigen“? Wenn er äußert, wir siebeneinhalb Millionen Katalanen litten unter „Überforderung mit Europa“?. War nicht gerade noch die Nation der fünf Millionen Norweger Gastgeber der obersten Repräsentanten der europäischen Nationen? War man dort vielleicht in einem Schneckenhaus? Ein Kommentar der SZ im Geist von Oslo?

Gewaltfreiheit zwischen den europäischen Nationen? Herr Fried ist begeistert von Martin Schulz, dem deutschen Präsidenten des Europaparlament und Empfängers der Friedens-Medaille in Oslo. Dass in dessen unmittelbaren Umgebung Herr Vidal-Quadras, Vizepräsident desselben Europaparlaments, als Reaktion auf die friedliche Demonstration der Katalanen – und von Herrn Schulz bisher unbehelligt! – allen Ernstes den bewaffneten Einmarsch der spanischen Gardia Civil in Barcelona verlangen konnte, hat Herr Fried dem Leser der Süddeutschen Zeitung leider vorenthalten. Ist das der Geist von Oslo?

Wie kurz ist das Gedächtnis der Deutschen? Wie kurz ist das Gedächtnis der Süddeutschen Zeitung?

Wie weit weg sind Ihnen die totalitären dreißiger und vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts, als Deutschland im Verbund mit dem frankistischen Spanien den Katalanen und später auf eigene Rechnung den Norwegern die Freiheit nahm?

Und weiß man in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung noch von jenen anderen Deutschen, die damals nach Barcelona und Oslo gingen, um auf der Seite der Freiheit zu stehen? Weiß man noch, dass es sogar damals Deutsche gab, die nicht mitmachten, wenn zahlenmäßig kleinere und militärisch unterworfene Nationen als „Schneckenhäuser“ verhöhnt wurden? Wo suchen Sie Ihre Vorbilder?

Assamblea Nacional Catalana (Sektion Berlin)

15. Dezember 2012

 

 

 

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