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Unabhängigkeit für eine bessere Zukunft

Von Carme Forcadell

Katalonien durchlebt zurzeit einen in Europa einzigartigen politischen Prozess. Drei Jahre lang hat dieser mehr als 20 Prozent der Bevölkerung in riesigen Kundgebungen vereint, die stets friedlich und demokratisch abliefen. Es handelt sich um eine inklusive Unabhängigkeitsbewegung, in der weder die Herkunft noch die Sprache entscheidend sind, sondern der Wille, ein sozial gerechteres und wirtschaftsstarkes Land zu gründen, um seinen Bürgern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dieses Projekt umfasst alle politischen und sozialen Schichten, vom Bürger bis zum Abgeordneten. Die Ungleichbehandlung der Katalanen durch den spanischen Staat – wie die Angriffe auf unsere Sprache und Kultur, ein Fiskaldefizit von jährlich 16 Milliarden Euro (acht Prozent des BIP Kataloniens) und fehlende staatliche Investitionen in lebenswichtige Infrastrukturen wie Barcelonas Hafen, während unrentable Hochgeschwindigkeitsstrecken gebaut werden –, und die konstanten Eingriffe in die Zuständigkeiten der katalanischen Regierung haben dazu geführt, dass eine große Mehrheit der Bürger die Unabhängigkeit als einzigen Ausweg für ihr Land sieht. Wir Katalanen sind mit Spanien eng verbunden, ob auf sprachlicher, familiärer, historischer oder wirtschaftlicher Ebene, und wir möchten diese Gemeinsamkeiten auch erhalten. Die katalanische Gesellschaft ist solidarisch, verantwortungsbewusst, Europa-orientiert und hat den Wunsch, einen sozial gerechten Staat für alle aufzubauen, einen Staat freier Bürger mit den gleichen Rechten und Pflichten, mit einer erneuerten Demokratie und Politik. Am 11. September 2014 formten 1,8 Millionen Bürger ein riesiges „V“ für „Votar“ (abstimmen), um ein verbindliches Referendum über die Unabhängigkeit zu fordern. Warum sucht Spanien, ein angeblich demokratischer Staat, keine politische Lösung für einen politischen Konflikt?

Trotz aller Hindernisse haben am 9. November fast 2,4 Millionen Bürger in einer Volksbefragung über die Unabhängigkeit abgestimmt, und am 27. September werden die Regionalwahlen das Referendum darstellen, das uns verweigert wurde. Und wenn es die Mehrheit der Katalanen wünscht, ist dies der erste Schritt zu einem neuen Staat in Europa.Die Autorin ist Präsidentin der Katalanischen Nationalversammlung.

Die Welt: http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_lifestyle/article137488056/Unabhaengigkeit-fuer-eine-bessere-Zukunft.html

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