Col•lectiu Emma beantwortet den Artikel „Parlament will Abspaltung vorantreiben“ vom 23.01.2013
Wir glauben, daß der Artikel generell eine faire Schilderung zur aktuellen Lage in Katalonien bietet und haben ihn darum auch unseren Lesern empfohlen. Jedoch möchten wir uns von einigen Behauptungen ausdrücklich distanzieren, wie z.B. davon, daß JP Morgan „die Zukunft eines von Spanien getrennten Kataloniens als „potentiell desaströs“ansehen“ würde. Ganz im Gegenteil heißt es auf Seite 4 des JPM- Berichts: „Ein Übergang Kataloniens in ein staatsähnliches Gebilde ist eine steuerpolitisch plausible Option, jedoch könnten die finanziellen Vorteile der Unabhängigkeit geringer ausfallen, als erwartet.“ Zu dieser Feststellung gibt es allerdings fast genauso viele Theorien, wie Wirtschaftsexperten. Im Mittelmaß scheinen die Geister aber mit einer BOSCH-Studie übereinzustimmen, laut der der gegenwärtige ‚Finanzausgleich‘, den die Katalanen leisten müssen, mindestens 7% des Bruttoinlandsprodukts beträgt. Das sind immerhin 5% mehr, als der maximale Beitrag, den die ‚solidarischsten‘ deutschen Länder an den Bund abführen müssen. Hinzu kommt, daß die Zentralregierung diesen Obolus von den in Katalonien erhobenen Steuern ohne Verhandlung und ohne Rücksicht auf den Schaden, der dadurch dem Produktivitätsniveau des Landes zugefügt wird, einfach einbehält.
Im Gegensatz dazu prognostiziert die UBS-Analyse der katalanischen Wirtschaft tatsächlich eine katastrophale Zukunft. Das liegt jedoch daran, daß die Studie davon ausgeht, daß ein unabhängiges Katalonien‚ sine qua non‘ von der EU ausgeschlossen wird. Das ist jedoch nicht mehr als der Ausgangspunkt der katalanischen Außenpolitik für die nächsten Jahre. UBS beantwortet nämlich nicht die Frage, warum die EU einen Netto-Zuzahler (was Katalonien lt. derselben Studie werden würde), dessen Bürger seit 30 Jahren Mitglieder der Union sind und das auch bleiben möchten, aus dem Euro und der Union ausschließen sollte. Und selbst wenn dem so wäre – hätte Katalonien nicht denselben Anspruch auf bilaterale Abkommen mit der EU, ähnlich wie die Schweiz oder Norwegen?
Ungerecht ist ebenfalls die von der Zentralregierung in Madrid immer wieder vorgezogene und von vielen Medien ungeprüft wiedergegebene Lüge, die Katalanen seien unsolidarisch und weigerten sich, die ärmeren Regionen Spaniens zu unterstützen. Das Geld, das die Katalanen für sich behalten möchten, dient der Zentralgerierung nämlich größtenteils dazu, stimmenträchtige Wahnsinssprojekte zu finanzieren, die wirtschaftlich niemals gerechtfertigt werden könnten – siehe das radiale Streckennetz des Hochgeschwindigkeitszugs AVE, das teilweise schon wieder stillgelegt werden mußte oder den Geisterflughafen in Castellón.
Zu guter Letzt gibt es auch genug Wirtschaftsberichte, die die Ursache der hohen Verschuldung Kataloniens damit erklären, daß der Staat seine wirtschaftlichen Verbindlichkeiten gegenüber Katalonien ganz einfach nicht erfüllt und dann über eine andere Schiene Geld zur Verfügung stellt, für das die Regionalregierung hohe Zinsen bezahlen muß.
Das Col·lectiu Emma ist ein unabhängiges, unparteiisches, nicht profitorientiertes Netzwerk, das zuverlässige Informationen über Katalonien von einem katlanischen Standpunkt aus zur Verfügung stellen möchte.
Mit freundlichen Grüßen,
Col·lectiu Emma